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Nur 12 Volt sind halt zu wenig - Diversity fürs Auto (1/2)

Überallfernseh-Logo Nach Angaben aus der Automobilindustrie gab es Ende 2002 in Europa immerhin 1,2 Millionen Autos mit TV-Empfang. Um diese Zuschauer nicht im Stich zu lassen, ist das Thema „DVB-T im Fahrzeug“ wichtig.

In dem Zusammenhang scheint es mir wichtig und interessant, einige Irritationen aufzuklären: Die „normalen“ Settopboxen, die man zu Hause benutzt, sind nicht für den mobilen Einsatz vorgesehen. Der Hintergrund dafür, den einige schlaue Schreiber (z.B. der Stiftung Warentest und der Zeitschrift „Digital Fernsehen“) gerne vergessen, sind die Gesetze der Physik. Dagegen kann man auch mit modernster Elektronik nichts machen. Man kann nur versuchen, sie auzutricksen. Schließlich kommt auch niemand auf die Idee, einen Autohersteller zu kritisieren, weil man im PKW keine Schrankwand transportieren kann. Für jede Aufgabe verwendet man ein geeignetes Gerät - für die Schrankwand den LKW. Und für DVB-T im Auto?

Kommentar
„Wenig unterhaltsam“ fand die Stiftung Warentest („Test“, 3/2005) das mobile DVB-T Fernsehen. Die Zeitschrift „Digital Fernsehen“ titelt gar „DVB-T mobil? Alles Lüge!“ (7/2005). Beide Redaktionen haben DVB-T mit USB- und Heimgeräten in Auto bzw. Bahn getestet. Das konnte, wie die Geschichte mit der Schrankwand im Mini, nur daneben gehen. Allein wegen der physikalischen Voraussetzungen ist für den Mobilempfang bei hohen Geschwindigkeiten Diversity-Technik unabdingbar. Das empfehlen auch die Autohersteller.

DVB-T geht im Allgemeinen von drei Nutzungsszenarios aus:
• Stationärer Empfang ...
... meint die Situation in der Wohnung. Fernseher und Settopbox bleiben naturgemäß an ihrem angestammten Platz, zumeist im Wohnzimmer. Das Signal wird über eine Zimmer- oder eine Dachantenne zugeführt.
Stationärer Empfang
Bild: DVB-T Nord
• Portabler Empfang ...
... bezieht sich darauf, dass man die Geräte (beispielsweise einen Fernseher oder ein Notebook samt Antenne) an unterschiedlichen Orten nutzen kann. Auch in diesem Fall bleibt die Position der Antenne am jeweiligen Nutzungsort stabil.
Portabler Empfang
Bild: DVB-T Mitte
• Mobiler Empfang ...
... beschreibt ein Szenario, bei dem sich der Empfänger samt Antenne während des Empfangs bewegt. Denkt man dabei an das Fernsehen im Auto oder Zug ist klar, dass zum Teil von Geschwindigkeiten weit über 100 km/h die Rede sein kann.
Mobiler Empfang
Bild: DelphiGrundig

Um die Eigenheiten des mobilen Empfangs einzukreisen, zunächst etwas Physik. Aber keine Angst, beide Beispiele kennt man aus dem Alltag.

Hinweis
Recht, Gesetze Die Straßenver-kehrsordnung verlangt im § 23(1), dass Sicht und Gehör des Fahrers nicht vom Verkehrsgeschehen ab-gelenkt werden dürfen. Die von der Autoindustrie angebotenen Displays für die Frontkonsole schalten daher Bild bzw. Bild und Ton bei etwa 6 km/h ab. Das betrifft nicht Geräte für die Rückbank-Passa-giere. Ist das Fernsehen am Steuer Unfallursache, kann der Versicherungs-schutz erlöschen!



Beispiel 1: Im Inneren eines Autos kann man durchaus einen Blitzeinschlag überstehen. Der Blitz wird von der Karosse, die einen sogenannten „Faradayschen Käfig“ bildet, abgelenkt. Die Karosserie ist aus Metall und Metalle lenken elektromagnetische Wellen ab. Auch Funksignale sind elektromagnetische Ereignisse und durchdringen daher metallische Flächen so gut wie nicht, sondern werden reflektiert.

Beispiel 2: Ein Martinshorn scheint höher oder tiefer zu klingen, wenn das Einsatzfahrzeug sich dem eigenen Standort nähert oder sich von dort wieder entfernt. Hintergrund ist auch hier ein physikalisches Phänomen, der sog. Doppler-Effekt. Der betrifft alles, was die Physik als Welle beschreibt. Und dazu zählen auch Funkwellen.

Also: Jeder Funkempfang, so auch der des Fernsehens, wird erschwert, wenn die Antenne von Metall umgeben ist. Wenn sich das Ganze dann noch (und mit hoher Geschwindigkeit) bewegt, verursacht der Doppler-Effekt weitere Probleme - selbst, wenn die Antenne aussen am Fahrzeug angebracht ist. Diese physikalische Gegebenheit ist die Ausgangssituation des Mobil-Szenarios und der entscheidende Unterschied zum stationären Empfang. Mir scheint die Folgerung nur logisch, dass die Empfangstechnik für das Auto darauf ausgerichtet sein muss.

Testfahrt 2003Diese Überlegung wird durch eine Testfahrt der Deutschen TV-Plattform auf dem Berliner Autobahn-Aussenring bestätigt, an der ich im Januar 2003 teilgenommen habe. Genutzt haben wir eine handelsübliche Stabantenne auf dem Autodach und eine Settopbox DigiPal 1. Die Zeitschrift „TV-Zukunft“ (Nr. 1/2003) berichtet: „Grundsätzlich funktioniert der Mobilempfang, die Empfangsqualität ist jedoch zum einen geschwindigkeitsabhängig (über 100 km/h lässt die Signalstabilität deutlich nach), zum anderen wird für stabile Wiedergabe durchweg ein deutlich höheres Antennensignal benötigt.“

Im Prinzip heisst das: Mit einer normalen Settopbox funktioniert der mobile DVB-T-Empfang eben nur mehr oder weniger (eher weniger) schön. „Home“-Boxen sind fürs Auto nicht wirklich geeignet - und auch nicht dafür gedacht. Das bestätigte eine Testfahrt, die mir Herr Nord von BMW ermöglichte. Mit „Diversity“-Geräten, wie sie die Autohersteller für Neuwagen oder zur Nachrüstung anbieten, können DVB-T Programme auch mit zunehmender Entfernung von den Sendern und bei üblichem Autobahn-Tempo gut empfangen werden. Die Funktionsweise dieser Technik wird auf der folgenden Seite erläutert.

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