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DAB+ - das geht auch im Fernsehkabel (1/4)

Kabelanschluß Seit dem 24. Oktober 2019 verbreitet ein erster Anbieter Radioprogramme mit DAB+ im Regelbetrieb in seinem Kabelnetz. Ein Bamberger Unternehmen folgte Anfang 2022. Wünschenswert wäre, dass andere Kabelnetzer dem folgen. Das allein weil (wie vorher bei UKW) jedes DAB+-Radio mit Anschluß für eine externe Antenne geeignet ist.

Jedoch setzen fast alle Kabelnetzer auf Radio mit DVB-C, weil sie damit proprietäre Radioangebote erstellen können. Das ist ebenso kundenunfreundlich wie der Umstand, dass keine fünf Settopboxen bekannt sind, die als DVB-C Radio geeignet wären.

Der bayerische Anbieter M-Net ist deutschlandweit der erste Kabelnetzer, der - zunächst seinen seinen 60.000 Kundenhaushalten in München - 16 Programme in DAB+ anbietet. Das geschieht ohne zusätzliche Kosten, so dass den Kunden ebenso wie der Wohnungswirtschaft ein „echter Mehrwert ohne Mehrkosten“ offeriert wird.

Aus technischer Sicht könnten - das hatten die Tests in Bayern bestätigt - bis zu 25 Programme in einem DAB+-Kabelmux transportiert werden. Das Kabel ist naturgemäß weit weniger störanfällig als die terrestrische Übertragung. Daher kann der Störschutz (darunter die redundanten Daten) erheblich reduziert werden. Die so eingesparte Bandbreite steht weiteren Sendern zur Verfügung.

Erster Regelbetrieb in München

Zum Start gab M-Net ein Paket von elf Programmen des Bayerischen Rundfunks und fünf privaten Radiosendern bekannt. Alle werden terrestrisch im landesweiten BR-Mux oder den regionalen DAB+-Strukturen landesweit verbreitet.


Hinter der Idee des Kabelnetzers steht natürlich die Selbstdarstellung als technischer Innovationsträger. Der Entscheidung für Kabel-DAB+ kommt der Umstand entgegen, dass in Bayern laut Digitalisierungsbericht Audio 2019 knapp 30 Prozent der Privathaushalte über mindestens ein DAB+-Radiogerät verfügt. Etwa jedes Dritte dieser handelsüblichen Geräte soll den koaxialen Antennenschluß haben, zu dem ein übliches Antennenkabel die Radiosignale von der Kabeldose transportiert. Und man spielt damit, dass das terrestrische DAB+ nicht überall innerhalb von Gebäuden einwandfrei empfangen werden kann.

In der Vorbereitung tat man sich mit der Nürnberger AVT Audio Video Technologies zusammen. Dort wurde eine Lösung für die Datenwandlung in das Containerformat ETI over IP entwickelt. Der Bayerische Rundfunk liefert die Programme über eine 100 Mbit-Leitung ins Rechenzentrum von M-Net. Von dort geht es im Glasfaser-Backbone weiter zu den örtlichen Kopfstellen, und dann im Kupfer-Breitbandkabel in die Haushalte. Dort finden sich 16 Programme im Block 13B. Dieser wird für die Terrestrik in Deutschland nicht genutzt, dennoch können alle DAB+-Radios diese Frequenz empfangen.
Knopfdruck (v.l.): Johannes Trottberger (Bayern Digital Radio), Hermann Rodler (M-Net), Siegfried Schneider (BLM), Helwin Lesch (BR).

M-Net will nach eigenem Bekunden das DAB+-Paket ab 2020 auch seinen Kunden in Augsburg anbieten. Zudem werden weitere 20 Programme angekündigt.

Verbraucherfreundliches Vorbild

Bis 2018 wurden die Radioprogramme im Kabel auf UKW-Frequenzen übertragen. Die Sender konnte man mit handelsüblichen Radios empfangen, sofern diese mit einer Antennenbuchse ausgestattet und per Antennenkabel mit der Dose verbunden waren. Radio per DAB+im Kabel macht eigentlich nichts anderes - nur eben mit DAB+-Radios, die reichlich im Handel angeboten werden. Diese Produkte sind flexibel nutzbar, denn sie empfangen DAB+ im Kabel und terrestrisch und ebenso UKW. Das ist ein hoher Nutzen für die Radiohörer.

Im Gros der deutschen Kabelnetze werden Hörfunksender seit der Analogabschaltung mit der Technik des Kabelfernsehens verbreitet. Das kann zwar mit allen DVB-C Geräten von der Settopbox bis zum Fernseher empfangen werden. Aber wer will schon seinen Fernseher einschalten, um Radio zu hören? Auch ein Jahr nach der DVB-C Einführung gibt es ganze zwei Produkte, die für den Radioempfang entwickelt wurden - also u.a. den Sendernamen anzeigen und einen Audioausgang haben.

Zweites Projekt als Pilot in Bamberg

Zunächst war keine Bereitschaft anderer Kabelnetzbetreiber erkennbar war, von DVB-C abzurücken. Erst Anfang 2022 begann der regionale Netzanbieter Stadtwerke Bamberg ein Pilotprojekt mit neun DAB+-Programmen in seinen Glasfasernetzen. Gesendet wird im Block 12A mit Bitraten von je 144 kbit/s und AAC-LC Codierung, so dass auch diese Programme mit allen DAB+-Radio (mit Antennen-Buchse) empfangbar sind. Interessant ist der Umstand, dass ClubFM, NovumFM und die Leinewelle in Oberfrankane bisher nur im Internet konsumiert werden konnte.


Links zum Thema:
Stadtwerke Bamberg starten Piloten mit DAB+-Radio. Zur Meldung
(Mehr) DAB+-Kabelradios auch für Augsburg? Zur Meldung
DAB+-Hörfunk in München ab sofort auch im Kabel. Zur Meldung
DAB+ bald bei M-Net im Draht? Zur Meldung

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