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Fernsehen + Internet = „Smart-TV“ (2/5) | |
Die Hersteller schaffen den Markt
Auf der Funkausstellung 2009 wurde als positives Signal bewertet, dass von Januar bis August 2009 165.000 Fernseher mit Netzwerkanschluß verkauft wurden. Im April 2011 meldete die Deutsche TV-Plattform, dass immerhin 30 Prozent der 2010 verkauften 9 Millionen Flachbild-Fernseher „hybrid“-Fähigkeiten haben. Bis Ende 2011 wird ein Bestand von 7 Millionen solcher Geräte vorausgesagt. Das ist keine schlechte Ausgangsbasis. Wieviele dieser Geräte aber mit dem Internet verbunden sind, und wie hoch der Geräteanteil ist, mit dem die neue Option tatsächlich genutzt wird - das wissen die Marktstrategen nicht.
Aber auch da scheint Land in Sicht. Auf einem Workshop der Deutschen TV-Plattform im April 2011 teilte ein Vertreter von SevenOne Intermedia zwar keine absoluten Nutzerzahlen mit. Der Anstieg der Seitennutzung sei aber überraschend hoch - z.B. von Februar auf März 2011 um 42 Prozent bei ProSieben und 36,4 Prozent bei SAT1.
Werbung soll interaktiv werden
Mehrere Redner stellten zugleich heraus, wie sie sich die Werbung im interaktiven Fernsehen vorstellen. So bietet SevenOne Intermedia mehrere Sonder-Werbeformen. Spezielle Banner wie die „Supercorner“ fallen auf und führen zu Microsites, auf denen die Werbeaussagen - auch mit Videos - präsentiert werden. Insgesamt haben pro Sieben und SAT1 im März 2011 je mehr als 1.300 HbbTV-Seiten online.
Ein alter Traum der Werbeleute ist der Click auf ihren TV-Spot, der dann
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Eine „Supercorner“ soll die Aufmerksamkeit bei Pro-Sieben auf die Werbeaus-sage lenken und ...
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direkt zu einer Kaufaktion führt. Das will das Karlsruher Unternehmen Ping 24/7 einführen. Man sieht sich als Shop-Integrator. Ein Kunde meldet sich nur einmal für mehrere Shops an, dann „weiß“ der Fernseher, mit welchen Daten er sich bei dem aufgerufenen Shop einloggen muss. Das laufe ganz schnell, heißt es bei Ping 24/7, so dass man den nächsten Spot nicht verpasse. Die TV-Sender scheinen das nicht so zu sehen und wollen nicht mitziehen. Ebenfalls nicht einsichtig ist, warum die werbenden Firmen einem einzigen Einzelhändler diesen Logenplatz überlassen und diesem einen Vorteil gegenüber den anderen
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... zum anclicken der da-hinter liegenden Werbe-Microsite veranlassen.
Fotos: SevenOne.
(Anclicken vergrößtert).
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Handelspartnern einräumen sollen.
Neue Formen bieten sich laut SevenOne Intermedia genauso für das Sponsoring. So gibt es bei Germanys Next Top Model ein Memory-Spiel, das als „inGame Sponsoringfläche“ angelegt ist.
Ganz andere „smarte“ Perspektiven für die Werbung sieht Christian Bopp, Facit Digital: Ein „kontextualer Button könnte nicht nur in den Werbesequenzen aktiviert werden, sondern auch innerhalb von Filmen (z. B. 'Sie wollen an diesen Strand, wo ‚The Beach' gedreht wurde? Klicken Sie den blauen Knopf').“
Zwar sei es schon heute möglich, heißt es bei SevenOne Intermedia, individualisierte Werbung auf den Schirm zu bringen. HbbTV wird als technische Plattform gesehen, um das umzusetzen. Das funktioniert aber nur, wenn der Zuschauer sein Persönlichkeitsprofil bei den Fernsehsendern hinterlegt. Was wiederum ein Internet-Problem anderer Art auf den Fernseher bringt.
Ärgerliche und alternative Bedienkonzepte
Die uneinheitliche Bedienung der HbbTV-„Apps“ verursacht allerdings einige Verärgerung. Denn die Programmanbieter, private wie öffentlich-rechtliche, nutzen bsiher nur den „Red Button“ einheitlich zum Ein- bzw. Ausschalten der HbbTV-Anwendungen. Andere Funktionen wie der Rücksprung zur Startleiste werden von unterschiedlichen Tasten ausgelöst. Die drei anderen Farbtasten der Fernbedienung sind unterschiedlich belegt, manche Sender benutzen auch (außerhalb des Videotextes, wo das Sinn macht) die Zifferntasten.
Ein erster dehnmedia-Test (mit der Sat-Settopbox Videoweb S600) bestätigt die Irritationen, zu denen das führt. Denn HbbTV-„Apps“ sind wesentlich komplexer als der alte analoge Videotext. Eine gemeinsame Festlegung der Tastenfunktionen durch alle Sender wurde bei dem Workshop gefordert. Das würde die Akzeptanz der neuen Technik erheblich verbessern.
Eine Bedienkonzept für die Zukunft bietet da zwar keinen Ausweg, ist aber eine ganz praktische Alternative zu dem von einer HbbTV-Anwendung überlagerten TV-Bild. Schon jetzt gibt es einige Smartphones, die mit einer „App“ zur TV-Fernbedienung aufgerüstet werden können. Die vergleichsweise großen Displays der Smartphones und erst recht die noch größeren von Tablet-PCs könnten verwendet werden, um eine HbbTV-Anwendung anzuzeigen - während das Fernsehbild unverändert bleibt. Das ist machbar und mag manchen häuslichen Streit ausbremsen. Und umgekehrt geht's auch: Wählt man z.B. für einen HDTV-Film aus einer Mediathek oder von einem On Demand-Anbieter wird der am Zweitgerät ausgewählt und auf den HD-Fernseher geschickt.
Integrationsplattformen der Gerätehersteller
Das interaktive Fernsehen bringt zugleich einen neuen Trend. Bei den programmunabhängigen Apps betätigen sich die Hersteller nun als Plattform-Aggregatoren. Die Geräte bieten neben dem Fernsehen (und den dazu gehörigen HbbTV-Diensten) Zugang zu Drittangeboten. Das sind vorwiegend Inhalte mit Videobezug wie YouTube und (extra kostenpflichtige) Video On Demand-Dienste á la Maxdome oder Sevenload. Das ist sicher ganz praktisch, denn man kann die dort verfügbaren HDTV-Filme gemütlich am großen HDTV-Display im Wohnzimmer ansehen statt am Schreibtisch auf dem Computermonitor. Soweit das kostenpflichtig ist, muss man sich dafür über den Gerätehersteller oder (da ist doch noch ein Medienbruch) im Internet anmelden. Im Portfolio sind auch sonst nur im Web verfügbare Spartensender, Social Communities wie Picasa oder Twitter und mehr.
Weitere Informationen: |
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dehnmedia-Meldung zu Facit Digital vom 3.8.2011.
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