Aus der Geschichte des Rundfunks (1920 - 1929) |  |
Für den Zeitraum von 1920 bis 1929 wurden 33 von insgesamt 735 Ereignissen aus der Geschichte von fernsehen und Radio und zu verwandten Themen ausgewählt. Die letzte Änderung erfolgte am 08.09.2022.
Quellen sind Materialien des Deutschen Rundfunk-Museums Berlin (u. a. die 1985 erschienene Broschüre „Fernsehen - Von der Vision zum Programm“), Infos der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik (gfu), die Chroniken der ARD-Anstalten und des ZDF, Wikipedia&Co sowie Unterlagen aus eigenem Archiv. Aktualitäten werden unregelmäßig eingearbeitet. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
1420 - 1922 | 1923 - 1945 | 1946 - 1959 | 1960 - 1969 | 1970 - 1979 | 1980 - 1989
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2.11.1920 | |  | | Das Privatradio KDKA in Pittsburgh sendet das erste reguläre Radioprogramm der USA, das u.a. die Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen vom gleichen Tage verbreitete. | | Mehr: dehnmedia-Meldung zum 100. Jubiläum. | |
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22.12.1920 | |  | | Vom Funkerberg bei Berlin wird ein Radiokonzert Live übertragen: Auf die Ansage „Hallo, hallo! Hier ist Königs Wusterhausen auf Welle 2700“ folgte die Darbietung eines Postler-Chors, begleitet vom Vorsteher mit der Geige und dem Technikchef mit einer Klarinette. Hörerpost ging aus Luxemburg, Holland, England und den nordischen Staaten ein. In Deutschland war Rundfunkhören damals noch strafbewehrt verboten.
Die Reichspost hatte nach dem Ende des 1. Weltkrieges und des Kaiserreiches die Sendeanlage vom Militär übernommen. | | Mehr: Website des Fördervereins Sender Königs Wusterhausen. | |
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1922 | |  | | August Karolus (1893-1972) macht den „Kerr-Effekt“ (John Kerr, englischer Physiker, 1824 - 1907) und Kerrs Lichtventil anwendbar und regte damit die Weiterentwicklung des Fernsehens in Deutschland an. | |
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1922 | |  | | In Los Angeles wird der später verschollene Stummfilm „The Power of Love“ als Raumprojektion gezeigt. Es handelt sich um die erste 3D-Aufführung in Anaglyphen-Technik. | |
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17.9.1922 | |  | | In Berlin wird das erste Filmexperiment mit Ton "Der Brandstifter" aufgeführt. Das von Hans Vogt, Joseph Massolle und Jo Engl erfundene Lichttonverfahren (unter der Bezeichnung "TriErgon" patentiert) ist - neben dem hinzugekommenen Magnet- und dem Digitalton - noch heute für die analoge Kinoprojektion gebräuchlich. | |
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1923 | |  | | Arthur Korn demonstriert in Wien die erste gelungene bildtelegraphische Übertragung einer kinematographischen Aufnahme. | |
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1923 | |  | | Vladimir Kosma Zworykin (1889-1982) erfindet das „Ikonoskop“. Für diesen ersten elektronischen Bildabtaster gilt Zworykin als Vater des elektronischen Fernsehens. | |
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29.10.1923 | |  | | Es wird „erstmalig Mitteilung gemacht, dass der Unterhaltungs-Rundfunk mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt“ - Radiosendungen werden aus dem Berliner Vox-Haus im Regelbetrieb verbreitet.
Hans Bredow, nunmehr für den Rundfunk zuständiger Staatssekretär, fordert im Zusammenhang mit der Einführung des Radios dazu auf, „neben dem Klang nun auch das Bild durch Rundfunk zu übertragen“.
Radiomachen kostet Geld und muss finanziert werden: Eine Hörfunkgebühr von 2 Reichsmark monatlich wird eingeführt. | | Mehr: Wikipedia-Eintrag Rundfunkgebühr, | |
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1.1.1924 | |  | | Es gibt offiziell 467 Rundfunkhörer. Schwarzhörern werden Geldstrafen und bis zu 6 Monate Haft angedroht.
Um die Hörerzahl einzudämmen wird die Rundfunkgebühr auf jährlich 60 RM erhöht. | | Mehr: Wikipedia-Eintrag Rundfunkgebühr, | |
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4.12.1924 | |  | |
Die „Große Deutsche Funkausstellung“ zieht 242 Aussteller und 180.000 Besucher an. Im Haus der Funkindustrie am Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg werden hauptsächlich Röhren- und Detektor-Radios sowie Kopfhörer beworben. | |
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31.12.1924 | |  | | Nach der zwischenzeitlichen Senkung der Rundfunkgebühr auf 2 RM und einer Amnestie für Schwarzhörer sind nun 548.749 Rundfunkteilnehmer offiziell gemeldet. Eine große Zahl Menschen hört weiter schwarz, wie dem Verkauf von Radiobauteilen und Bastelsätzen zu entnehmen ist. | | Mehr: Wikipedia-Eintrag Rundfunkgebühr, | |
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31.12.1924 | |  | | Das Stuttgarter Radioprogramm Sürag strahlt seit dem 11. Mai ab 17 Uhr Sendungen über Mittelwelle aus. Am Jahresende gibt es 18.868 Hörer. Die Sürag erhält 60 Prozent der im Sendegebiet einkommenden Hörfunkgebühr. | |
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1.11.1925 | |  | |
Die erste Livereportage eines Fußballspiels wäre fast nicht zustande gekommen, weil das Kabel zum Funkhaus gekappt wurde. Reporter Bernhard Ernst (Foto, klickbar: Ernst kommentiert ein Länderspiel. Quelle: WDR) griff zum Telefon, um das Spiel des SC Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld (0:5) zu kommentieren. Gesendet wurde auf der Mittelwelle Münster 410. Damals gab es in ganz Deutschland kaum 10.000 Besitzer von Radios. Aber bereits 1925 sollen 400.000 Hörer die Live-Reportage vom Spiel um die deutsche Meisterschaft verfolgt haben.
Ernst kommentierte 1954 das WM-Finale Deutschland vs. Ungarn für das Fernsehen. Der TV-Ton ist jedoch nicht erhalten, so dass die Archivbilder später mit der Radioreportage von Herbert Zimmermann („Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“) gekoppelt wurden. | | Mehr: Hintergrund: Presseinfo des WDR vom 30.10.2015. | |
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1926 | |  | | Die deutsche Kriminalpolizei überträgt auf Basis des Lorenz-Korn-Systems Fingerabdrücke von Kriminellen drahtlos. | |
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1926 | |  | | Das Telegraphentechnische Reichsamt führt erste Fernsehversuche in Deutschland durch. | |
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1926 | |  | | Die Deutsche Welle wird als staatlicher Sender gegründet, ebenso die Reichs-Rundfunkgesellschaft RRG als öffentlich-rechtliche Dachorganisation der regionalen Radiosender. | |
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1926 | |  | | Reichsbahn und Reichspost führen einen öffentlichen Zugtelefondienst zwischen Hamburg und Berlin ein - die Geburtsstunde des Mobilfunks. Per Funk wird aber nur über wenige Meter vom Zug zu einem neben dem Gleis laufenden Kabel übertragen. | |
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3.9.1926 | |  | | Der 150 Meter hohe Berliner Funkturm auf dem heutigen Messegelände wird offiziell seiner Bestimmung übergeben. Ein Mittelwellensender ist bereits seit September 1925 aktiv. | |
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12.1926 | |  | | Erstmals übertragen Radioprogramme live von der 3. Funkausstellung. | |
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1927 | |  | | Herbert Eugene Ives (1882-1953) führt die erste öffentliche Fernsehübertragung in den USA durch. Er überträgt 30zeilige Bilder per Telefonleitung auch über 640 Kilometer von Glasgow nach London. | |
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1927 | |  | | Der Schotte John Logie Baird (1888-1946) erfindet die „Phonovision“ - das erste Videoverfahren zeichnet 30zeilige TV-Bilder auf Schellackplatten bei 78 Umdrehungen pro Minute auf. | |
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1927 | |  | | Die US-Firma Storage Battery Co. bietet das erste industriell hergestellte Autoradio „Philco Transitone“ an. | |
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6.10.1927 | |  | | In den USA hat „The Jazz Singer“ Premiere - in dem weltersten Kinofilm mit Ton spricht Al Jolson den Satz „You ain't heard nothin’ yet!“. | |
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1928 | |  | | In den USA läuft das erste TV-Programm nach Zeitplan mit Nachrichten und dem ersten Fernsehspiel. Die Vorstellung eines Präsidentschaftskandidaten ist Anlaß für Experimente mit Live-Sendungen. | |
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31.1.1928 | |  | | Aus seinen Arbeiten zur Beschichtung von Zigaretten-Mundstücken entwickelte Fritz Pfleumer (1881-1945) einen Papierstreifen, auf dem gehärteter Stahlstaub mit fixiert wurde. Das magnetisierbare Band - kurz Magnetband - war dem bis dahin verwendeten Stahldraht für Audio-Aufzeichnungen erheblich überlegen. Die Herstellung von
„Lautschriftträger“ wurde als „Verfahren zur Herstellung von Stahlpulver“ als DRP 544302 patentiert. Im gleichen Jahr entwickelte Pfleumer ein Abspielgerät für zweispurige Bänder von 16mm Breite, die mit 25 cm/s liefen, so dass pro Stunde 900 Meter verbraucht wurden.
Ende 1932 verkaufte Pfleumer die Nutzungsrechte an die AEG, wo Eduard Schüller (1904-1976) ein erstes serienreifes Produkt entwickelte. Es wurde auf der Funkausstsellung 1935 als „Magnetophon K 1“ zusammen mit dem Magnetband „Typ C“ gezeigt. | | Mehr: wikipedia über Fritz Pfleumer. | |
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8.2.1928 | |  | | J.L. Baird sendet interkontinental. Er verbindet London nach New York per Funk. | |
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28.3.1928 | |  | | Der Physiker und Röntgenpionier Julius Edgar Lilienfeld (1882-1963) meldet ein Patent für ein Bauelement an, das heute als Feldeffekttransistor bezeichnet wird. Jedoch war die industrielle Fertigung noch nicht möglich. Lilienfeld, der 1927 in die USA auswanderte, hatte seine vorherigen Patente (u.a. für den Elektrolytkondensator) immer zugleich dort angemeldet, so dass er dort eine Existenzgrundlage hatte. | |
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31.8.1928 | |  | | Die Besucher der 5. „Großen Deutschen Funkausstellung“ können in Berlin erstmals fernsehen. Der Empfänger von Telefunken, eine Entwicklung von Karolus, hat ein etwa acht mal zehn Zentimeter kleines Bild mit 96 Zeilen, dass einer Auflösung von rund 10.000 Pixeln entspricht. Die Reichspost zeigt Dias und kurze Filmausschnitte auf einem „Telehor“-Empfänger von Mihálys und startet damit das „neue und künftige Telekommunikations-System“ Fernsehen. | |
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12.1928 | |  | | Von Mihály stellt einen „Telehor-Volksempfänger“ vor. Ein Preis von 100 Reichsmark ist angedacht, jedoch ist die Bildqualität auf dem 4 mal 4 Zentimeter kleinen Schirm nicht gut und Ton gibt es nicht. | |
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1929 | |  | | Die Reichspost erhebt 30 Zeilen mit 1.200 Bildpunkten bei 12,5 Bildwechseln pro Sekunde zur ersten deutschen Fernsehnorm. | |
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1929 | |  | | Das UFA-Filmstudio in Babelsberg errichtet ein erstes Produktionsgebäude für Tonfilme - das „Tonkreuz“ mit vier Ateliers. | |
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8.3.1929 | |  | | Die Reichspost führt die erste drahtlose Fernseh-Rundfunksendung im Berliner Vox-Haus auf Welle 468 Meter durch. Regelmässige Probebetriebe beginnen. | |
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30.9.1929 | |  | | „Das Land ohne Frauen“ gilt als „der erste abendfüllende deutsche Tonfilm“. Dem gingen im gleichen Jahr „Ein Tag Film“ (Premiere: 16.1.) mit einer Gesangseinlage des Tenors Richard Tauber und „Melodie der Welt“ (40 Minuten) voraus. | |
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